Überbackener Rosenkohl an Hähnchenbrust

Überbackener Rosenkohl

Ich habe eine Mission. Schatz von Gemüse zu überzeugen. Eine Sorte nach der anderen soll Einzug in unsere regelmäßige Ernährung halten. Mein größter Triumph bisher: Broccoli. Meine Strategie: fragwürdiges Gemüse klitzeklein geschnibbelt meinem Schatz in altbewährten Rezepten unterjubeln. Gemüsesugo, Lasagne, Bolognese… 2. Schritt der Strategie: die geschnibbelten Gemüsestückchen immer größer werden lassen, bis Schatz bereit ist das fragwürdige Gemüse als essbares Gemüse zu akzeptieren. 5 Jahre lang habe ich mich nicht an den größten Feind herangewagt. Rosenkohl. Schatz stellte damals klar: Rosenkohl geht gar nicht. Albträume, Würgereiz; das könne ich ihm doch nicht antun wollen. Also verbannte ich den Minikohl aus unserem zu Hause. Aber ein Teil von mir dachte jeden Winter daran. Versteht mich nicht falsch, auch ich habe mich jahrelang vor diesem Gemüse versteckt. Schlimme Kindheitserinnerungen verfolgten mich wie böse Dämonen. Doch mit meinem Auszug aus dem elterlichen Nest habe ich selber peu á peu versucht mich mit bestimmten Gemüsesorten wieder zu versöhnen. Auch der Rosenkohl und ich haben Frieden geschlossen. Mein Lieblingsgemüse ist es nicht, aber essbar. Dieser Frieden muss eigentlich gepflegt werden. Jetzt habe ich es nicht mehr ausgehalten. Andere Blogger halten mir ihre Rosenkohlrezepte unter die Nase, der Gärtnerblog widmet ihm sogar den aktuellen Monat. Ich war bereit in die größte Gemüseschlacht meines bisherigen Lebens zu ziehen. Schatz dazu zu bringen, Rosenkohl zu essen. Nicht zu mögen, ich bin Realistin, aber zu essen. Ich wusste auch sofort, wie meine einzige Chance aussehen würde. Rosenkohl mit Leckerem mischen und überbacken. Überbacken ist immer gut. Überbacken macht alles schön. Ein Rezept selber zu kreieren traute ich mir nicht zu. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Wenn ich jetzt versagen würde, würde es mindestens weitere 5 Jahre dauern, bis ich Schatz zu einer zweiten Runde Rosenkohl bringen würde. Ich suchte also und wurde bei chefkoch fündig. Die Hühnerbrust war die ausschlaggebende Zutat. Damit könnte es klappen. Und wenn nicht, blieben immer noch Kartoffeln und Hühnchen übrig. Schatz würde also nicht verhungern. Ich habe das Rezept nur minimal abgeändert, Vegetarier können das Geflügel auch einfach weg lassen. Für eine große Auflaufform voll, die 4-6 Portionen entspricht, benötigt ihr:

  • 600g frische Hähnchenbrust
  • 1kg Rosenkohl
  • 750g Kartoffeln
  • 2 Zwiebeln
  • 3EL Butter
  • 2EL Mehl
  • 500-600ml Milch
  • 1 Würfel Gemüsebuillon
  • 100g Schmelzkäse (Kräuter)
  • Salz, Pfeffer, Paprika, Kräuter der Provence, Muskatnuss
  • Fett zum Braten und zum Einstreichen der Form

Hähnchenbrust unter fließendem kalten Wasser abspülen und mit Küchenkrepp trocken tupfen. Rosenkohl schälen und vom Strunk die braunen Stellen abschneiden. Strunk kreuzweise einschneiden, damit der Rosenkohl später gleichmäßig gart. Kartoffeln schälen und je nach Größe ggf. stückeln. Zwiebeln schälen und klein würfeln. Eine Auflaufform fetten.

In einem Topf die Kartoffelstücke mit Wasser bedecken. Etwas Salz dazu geben und bei starker Hitze das Wasser auf dem Herd zum Kochen bringen. Nach ca. 5 Minuten den Rosenkohl dazugeben und zusammen mit den Kartoffeln kochen. In einer Pfanne etwas Fett erhitzen. Die Hähnchenbrüste bei starker Hitze von beiden Seiten scharf anbraten (damit eine leckere Kruste entsteht). Hitze etwas zurückdrehen und das Geflügel gar braten. In einem kleinen Topf die Butter schmelzen und die Zwiebeln darin anschwitzen. Mit Mehl bestäuben und gut umrühren. Milch unter Rühren nach und nach angießen. Sauce ca. 4-5 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen. Schmelzkäse unterrühren und in der Sauce schmelzen lassen. Mit Brühwürfel, Salz, Pfeffer, Paprika, frisch geriebener Muskatnuss und Kräutern abschmecken. An dieser Stelle war ich von der Sauce schon völlig hingerissen. Die werde ich auch noch zu anderen Gerichten reichen. Das mit dem Rosenkohl könnte so klappen.

Ofen auf 200°C vorheizen. Die fertig gebratenen Hähnchenbrüste in Scheiben schneiden. Gegarte Kartoffeln und Rosenkohl abgießen. In die Auflaufform füllen. Hähnchenscheiben auf dem Gemüse verteilen. Alles mit der köstlichen Kräuter-Käsesauce übergießen und für ca. 25-30 Minuten überbacken.

Als ich im Supermarkt die Packung Rosenkohl in den Einkaufswagen legte, schaute Schatz schon misstrauisch. Bestimmt würde ich ihn nur veräppeln wollen. Die Packung würde ich bestimmt gleich wieder zurücklegen. Als ihm klar wurde, dass ich es diesmal ernst meinte, setzte schon sichtlich die Resignation ein. War ich durch und durch böse oder einfach nur wahnsinnig? Als ich ihm dann auch noch erklärte, dass der Rosenkohl als „Ganzes“ auf den Tellern landen würde, war für Schatz klar: bei mir hatte sich eine Schraube gelöst. Welch ein wahnwitziges Unterfangen. Damit würde ich mich heillos übernehmen. Was sei aus der guten alten Strategie des klitzeklein geschnibbelten Gemüses geworden? Ich gebe zu, ich bin ein großes Risiko mit diesem Rezept und diesem Gemüse eingegangen, aber es hat sich gelohnt. Es wird niemals zum Lieblingsgemüse aufsteigen, aber Schatz hat den Rosenkohl nicht nur gegessen, er hat sich sogar freiwillig eine zweite Portion gegönnt. Mehr bleibt nicht zu sagen.

Garten-Koch-Event Dezember: Rosenkohl [31.12.2012]

5 Gedanken zu „Überbackener Rosenkohl an Hähnchenbrust

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