Erinnert ihr euch noch an die vier Jahreszeiten? Ich meine damit jetzt weder einen Film noch ein Lied noch ein Buch, ich meine die echten vier Jahreszeiten. Also quasi das Original. The real deal. Als ein eisiger, schneebedeckter Winter von den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen abgelöst wurde. Die Temperaturen langsam nach oben wanderten, bis sie im heißen Sommer ihren Höchststand erreichten. Und wenn man ganz oben ist, geht’s ja bekanntlich nur noch abwärts, in diesem Fall in den windigen Herbst hinein. Ja, so war das mit den vier Jahreszeiten. Damals. Als ich noch Kind war. Jetzt ist irgendwie alles chaotisch geworden. Im Winter ist es warm, im Frühling schneit und im Sommer regnet es. Man weiß gar nicht mehr in welchem Abschnitt des Jahres man sich befindet, wenn man keinen Kalender neben sich stehen hat. Rebecca versucht hier gerade ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen. Mit ihrem saisonalem Blogevent Cake Book of Seasons bittet sie uns um Mithilfe, die 12 Monate des Jahres kulinarisch abwechslungsreich in Szene zu setzen. Jedem Monat sind saisonale Produkte zugeordnet und mit diesen darf man sich bäckerisch und konditorisch austoben. Für den Mai bspw. sind Erdbeeren, Waldmeister und Holunderblüte vorgesehen. Traurigerweise habe ich erst vor einem Monat herausgefunden, dass Waldmeister tatsächlich eine Pflanze ist und kein chemischer quietschgrüner, von der Industrie erfundener Pseudogeschmack. Bin halt Stadtkind. Mehr habe ich zu meiner Verteidigung nicht vorzubringen. Sicherheitshalber habe ich mich dann doch lieber an die Erdbeeren gehalten. Und da ich gerad ein kleines Fläschchen voll Rhabarber-Sirup hergestellt hatte, durfte der auch noch gleich mit ins Rezept.
Für die fruchtig-klebrigen (und wie klebrig die sind!) Schneckchen benötigt ihr nicht viel. Ein einfacher Hefeteig, gefüllt mit frischen Erdbeeren und in Rhabarber-Sirup gebadet. Fertig. Viel Spaß beim nachbacken.
Wie? Das reicht euch an Erklärung nicht? Na gut. Ich weiß zwar genau, dass jeder von euch so backerfahren ist, dass es eigentlich keiner weiteren Erklärung bedarf, aber ich will mal nicht so sein und mein tägliches Soll an Wörtern erreichen. Also los geht’s:
Für ein Backblech voll benötigt ihr:
- 200ml Milch
- 1 Würfel frische Hefe
- 500g Mehl
- 65g Zucker
- 1 Prise Salz
- 1 Ei
- 50g Butter (zimmerwarm)
- 800-1000g Erdbeeren
- ca. 100-150ml Rhabarber-Sirup
- ca. 50g Puderzucker
Milch erwärmen. Sie sollte nur handwarm sein, damit die Hefepilze in der Hitze nicht absterben. Am leichtesten überprüft ihr das, indem ihr die Milch leicht erhitzt und dann den sauberen Finger reinsteckt. Merkt ihr Temperaturmäßig keinen Unterschied zwischen der euch umgebenden Luft und der Milch, ist es perfekt. Hefe in die Milch bröckeln und unter Rühren auflösen lassen. Mehl zusammen mit dem Zucker und dem Salz in eine große Schüssel geben und in die Mitte eine Mulde drücken. Die Hefemilch hineingießen und diese dann mit ein wenig Mehl vom Rand zu einer dickbreiigen Masse rühren. Ei dazuschlagen und Butter in kleinen Flöckchen zugeben. Alles zu einem glatten und elastischen Teig kneten. Ihr solltet mindestens 10 Minuten lang mit Kneten beschäftigt sein. Wenn der Teig zu sehr an euren Händen kleben sollte, streut einfach noch etwas Mehl über den Teig. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass ein vermeintlich klebriger Teig durch das lange Kneten irgendwann aufhört zu kleben. Übertreibt es also nicht mit dem zusätzlichen Mehl, sonst habt ihr am Ende nur noch einen festen Klumpen. Den fertigen geschmeidigen Teig zu einer Kugel formen, in die Schüssel betten und das Ganze mit einem leicht angefeuchteten Geschirrtuch abdecken. An einem warmen Ort 1h gehen lassen. Der Teig sollte sich in dieser Zeit vom Volumen her verdoppeln.
In dieser Zeit die Erdbeeren waschen, von den Stielen befreien und in kleine Würfel schneiden. Bei mir waren nicht alle Erdbeeren ansehnlich, deshalb musste ich ein paar aussortieren weshalb ich nicht mehr so ganz auf das Kilo gekommen bin. Aber mit ein paar weniger Beeren funktioniert das Rezept immer noch hervorragend. Den gegangenen Hefeteig nun ganz kurz durchkneten und zu einem Rechteck ausrollen. Der Teig sollte mindestens 0,5cm dick sein. Ich hab ihn leider etwas zu dünn ausgerollt, wodurch die Erbeeren nach dem Backen teilweise rausgepurzelt sind. Ich könnte mir vorstellen, dass ein dickerer Teig die frechen Früchtchen besser in Position halten wird. Die Erdbeerstückchen in einer Lage gleichmäßig auf dem Teigrechteck verteilen und dabei an einer der langen und beiden kurzen Seiten einen ca. 5cm breiten Rand frei lassen. Nun von der langen Seite her, an der die Erdbeeren bis an den Rand verteilt wurden, den Teig zu einer festen Rolle aufrollen. Durch das Aufrollen wirbeln die Erdbeeren umher und füllen selbst die freigelassenen Ränder auf. Die Rolle in ca. 2cm dicke Scheiben schneiden. Ja, auch dabei purzeln die Beerchen heraus. Ich habe mir mit einem ultra-scharfen Messer und einem recht breiten Messer geholfen. Während ich mit dem scharfen Messer die Scheiben abgeschnitten habe, habe ich mit dem breiten Messer die offene Seite zugehalten und die Scheibe dann auf dem breiten Messer balancierend aufs Backblech gelegt. Alle Erdbeeren blieben so dort, wo sie hingehörten – nämlich in der Hefeschnecke. Die Scheiben mit der Schnittseite nach unten dicht nebeneinander auf ein Backblech setzen (nicht vergessen, das Blech vorher mit Backpapier auszukleiden). Die Schnecken abdecken und für ca. 15 Minuten gehen lassen. Nun den Backofen auf 200°C vorheizen. Wenn die Temperatur erreicht ist, das Backblech hineinschieben und die Schnecken ca. 20-30 Minuten backen. Wenn sie goldbraun geworden sind, sind sie fertig. Aus dem Ofen holen und noch heiß rundum mit dem Rhabarber-Sirup bestreichen. Dadurch kriegen sie einen schönen Glanz (und eine erste klebrige Schicht). Wenn die Schnecken vollständig ausgekühlt sind, aus Puderzucker und Rhabarber-Sirup einen Guss herstellen. Dafür den Puderzucker in ein kleines Schüsselchen geben und Teelöffelweise Sirup unterrühren, bis ihr einen dickflüssigen Guss erhalten habt. Diesen dann über die ausgekühlten Schneckchen tröpfeln – Voilá! Eine zweite klebrige Schicht. Die Schnecken sind echt suuuuper lecker, aber auch suuuuper klebrig. Wenn ihr nicht so ein Ferkelchen wie ich seid, die sich die klebrigen Finger einfach sauber leckt, empfehle ich euch die Nutzung von Kuchentellern und –gäbelchen. Und nun: Auf in den Frühling! oder so ähnlich…
Die sehen aber schön aus…und lecker…und jetzt will ich so eine haben…und überhaupt und sowieso… ;-)
eine Schnecke virtuell unterwegs nach Dresden (?). Wehe, sie mundet nicht ;)
Die Waldmeister-Zeit ist an mir auch total vorbeigegangen, und ich mag das Zeug so gerne. Aber in der „freien Wildbahn“ hätte ich ihn sowieso nicht erkannt. Die Erdbeerschnecken würden mir gefallen! Aber mit Gabel, weil ich sonst hoffnungslos rumschmieren würde.
wenn ich versuche seriös zu wirken, nehme ich auch das Gäbelchen
Schnecken mit Erdbeeren und noch Rhabarberguss oben drauf, lecker! Die muss ich mir merken.
Liebe Grüße!
nicht vergessen ;)
Das ist ja eine perfekte Kombination aus Erdbeeren und Rhabarber, sieht richtig toll aus :-) Was die Jahreszeiten angeht, ja, da fühle ich mich im Moment auch total verwirrt und hab gar kein richtiges Zeitgefühl mehr. Vorhin erst sagte mir jemand: „Ja ich arbeite da und da ja erst seit Anfang Mai“, und ich fing an zu überlegen „Hm, Mai? Mai? Wann war das noch mal, wie lange ist das jetzt her? Ach ja, verdammt… das ist ja JETZT!“ :-D Daran ist nur das verwirrende Wetter schuld…!
Eine Waldmeister-Pflanze habe ich übrigens auf meinem Balkon und weiß daher, obwohl Stadtkind, nun mittlerweile, wie der aussieht. Leider blüht meiner aber bereits und ist damit nun nicht mehr zum Verzehr geeignet, weil giftig. Aber hübsch sieht er allemal aus mit seinen weißen Blüten :-)
Liebe Grüße,
Kirsten
*hihi* ja, das Zeit-Raum-Kontinuum ist wirklich gestört. Wäääähhh! Waldmeister wird giftig?! Schreck lass nach. Das ist ja fies. Ach, und Süße: ♥-lichen Glückwunsch zum gewonnen Grillpaket!!! :o)
Darf ich mal klugscheißern? Der Waldmeister wird nicht „giftig“ wenn er blüht. In ihm ist Cumarin enthalten ob mit oder ohne Blüte und man soll vorsichtig sein mit dessen Konzentration. Mehr als die Blüte geben aber die Stängel an den Schnittflächen Cumarin ab. Das Cumarin kann zu Kopfschmerzen führen, ist mir jetzt aber noch nie passiert. Bei Kindern, Alten, Kranken geht das wohl wie bei allem schneller…naja.
So oder so: lecker Schneggen liebe Luna!
Feuchtfroehliche Grüße vom Landei Rebecca ;-)
Diese Schnecken hätte ich ja fast übersehen. Dabei sehen sie farblich so schön und lecker aus. Eine tolle Idee mit großartiger Ausführung.
Liebe Grüße
Anna
ich fühle mich total geschmeichelt *rotewangen*
Sieht mal wieder sehr lecker, aber auch für Kinder gut zum Verkleckern ;-) aus!
Liebe Grüße,
Barbara
das ist der Spaß daran :o)
Ich rieche sie förmlich.. oooh lecker. bin ja wirklich kein Hefefreund.. trau ich mich mal wieder? muss ich mir noch überlegen.. aber was mach ich ohne Rhabarbersirup zu haben. hmpf.
„Milch erwärmen. Sie sollte nur handwarm sein, damit die Hefepilze in der Hitze nicht absterben. Am leichtesten überprüft ihr das, indem ihr die Milch leicht erhitzt und dann den sauberen Finger reinsteckt. Merkt ihr Temperaturmäßig keinen Unterschied zwischen der euch umgebenden Luft und der Milch, ist es perfekt.“
ist das herrlich! *schmunzel
du verzichtest dann einfach auf die erste klebrige schicht und machst einen puderzuckerguss mit wasser oder zitronensaft :o)
P.S.: *unterlippevorschieb* ich mach das wirklich so
Aaaaaaah :-)
Oh ich glaub dir das ich mach das auch so. Ich find die Beschreibung einfach nur so zuckrig :-)))
ohhhh köstlich!!! das hört sich toll an!!!
ohhhh, das ist/war es auch :o)
Hallo Luna,
da möchte frau ja direkt in den Bildschirm beißen, so lecker sehen die aus! Glaub die sind am Wochenende fällig – wenn der Frühling draußen schon fehlt, kommt er so halt auf den Tisch *Freu*
ganz meine Rede – auf den Frühling warte ich schon gar nicht mehr. Der scheint sich ja in Godot zu verstecken.
Boooa das klingt echt gut!
Wenn ich jetzt nicht so einen Hass gegen Rhabarber hätte, würd ichs glatt ausprobieren, so wie’s dasteht. Na macht nix, muss ich ein Wenig experimentieren und nen anderen Sirup drübergeben!
Nomnom :D
oh no! war der rhabarber mal böse zu dir?
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